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Ehemalige verdeckte LKA-Ermittlerin Astrid Oppermann in Hamburgs linker Szene enttarnt

Mit dieser Veröffentlichung informieren wir über die verdeckte Ermittlerin des Hamburger Landeskriminalamts (LKA) Astrid Oppermann.
Die LKA-Beamtin Astrid Oppermann war von Ende 2006 bis April 2013 in verschiedenen Zusammenhängen unter dem Decknamen „Astrid Schütt“ in der linken Szene in Hamburg aktiv. Im April 2013 hat sie sich aus den politischen Strukturen zurückgezogen. Sie gab als Vorwand an, mit ihrem Freund für ein halbes Jahr, eventuell aber auch dauerhaft nach Italien gehen zu wollen.
Tatsächlich ist sie aber nach einer längeren Urlaubszeit im Oktober 2013 in den Polizeidienst im Alsterdorfer Polizeipräsidium zurückgekehrt, wo sie unseren Recherchen nach auch derzeit noch tätig ist.
Wie bei der bereits enttarnten Hamburger LKA-Ermittlerin Iris Plate haben auch bei Oppermann unterschiedliche Faktoren dazu geführt, dass sich Menschen nach ihrem Verschwinden noch mal genauer mit der Person „Astrid Schütt“ auseinander gesetzt haben. Unterschiedliche „Verdachtsmomente“ haben auch dazu geführt, dass Oppermann bereits während ihres Einsatzes mit dem Verdacht, eine verdeckte Ermittlerin zu sein, konfrontiert wurde.
Wichtig ist an dieser Stelle schon anzumerken, dass diese Merkmale in Teilen oder auch im Ganzen auf Menschen innerhalb der Szene (und auch außerhalb) zutreffen können. Dies bedeutet jedoch auf keinen Fall, dass diese damit alle potentielle verdeckte Ermittler_innen sind. Das Zusammenspiel von mehreren Faktoren und auch ein „Bauchgefühl“ (damit sind nicht Sympathien oder Antipathien gemeint) können zur Ausgangssituation eines Verdachts werden. An dieser Stelle sei auf die beiden Veröffentlichungen zu den bereits enttarnten verdeckten Ermittlerinnen des Hamburger LKA Iris Plate (verdeckteermittler.blogsport.de) und Maria Böhmichen (enttarnungen.blackblogs.org) verwiesen, explizit auf den Textteil „Umgang mit Verdächtigungen“ in der Veröffentlichung zu Iris Plate.
Die LKA-Beamtin Astrid Oppermann ist mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit die Nachfolgerin von Iris Plate. Dafür sprechen sowohl der Zeitpunkt, als auch die lange Verweildauer und der Einsatzort der jeweiligen beiden Beamtinnen. Bereits hier wird deutlich, dass die Rote Flora nach wie vor im Fokus der staatlichen Repressionsorgane steht. Sowohl Plate als auch Oppermann wurden zum festen Bestandteil des Projektalltags, haben sich ihre Glaubwürdigkeit langfristig über Jahre erarbeitet und sind tief in unsere Strukturen eingetaucht.
Außerdem fällt auch die zeitliche Überschneidung mit dem Einsatz der LKA-Beamtin Maria Böhmichen sofort auf. Oppermanns und Böhmichens verdeckter Einsatz überschnitten sich jedoch nicht nur zeitlich, beide „beackerten“ auch ähnliche, sich teils überschneidende Politik-Felder. So war es möglich, dass auf den Vorbereitungstreffen zur Innenministerkonferenz 2010 und zu den antifaschistischen Gegenprotesten 20121 zum sogenannten „Tag der deutschen Zukunft“ von Nazis in Hamburg sowohl Maria als auch Astrid saßen. Auch am Tag waren beide mit den gleichen Aufgaben in der internen Organisation der Gegenproteste betraut. Ebenso reisten beide gemeinsam zum Klimagipfel in Kopenhagen 2009. Hier ging es sogar soweit, dass beide zusammen in einem Wohnprojekt untergebracht waren. Dies ermöglichte den Behörden, eine Ermittlerin notfalls abzuziehen, ohne einen Informationsverlust befürchten zu müssen.

Astrid Oppermann – Realbiografie
Astrid Oppermann wurde am 20.11.1981 geboren und ist in Garding/Schleswig-Holstein aufgewachsen. Ihr echtes Facebookprofil heißt Astrid Oppermann. Ihr Vater Wolfgang Oppermann betreibt in der Enge Straße 6 in Garding ein Fotoatelier. Ihre Mutter Sigrid Oppermann im gleichen Haus ein Fußpflegestudio. Ihre jüngere Schwester Katrin lebt mittlerweile in Husum. Astrid Oppermann hat zwischen 1987 und 1991 die Grundschule des Theodor-Mommsen-Schulzentrums in Garding besucht und ist anschließend auf das Nordseegymnasium in St. Peter Ording gewechselt. Dort hat sie im Jahre 2001 ihr Abitur gemacht. Anschließend hat sie in Kiel an der polizeilichen Fachhochschule für Verwaltung und Dienst­leistung in Altenholz für den gehobenen Polizeidienst eine Ausbildung begonnen.
Oppermann lebt in einer festen Beziehung mit Guiseppe de Luca. De Luca betrieb das Italienische Restaurant „Fellini“ in der Süderstraße 61 in Garding, indem auch regelmäßige Veranstaltungen der Polizei Psychologin Claudia Brockmann stattfanden. Aufgrund von hoher Belastung und Stress verkaufte De Luca im Oktober 2015 sein Restaurant und ließ sich im Lokal „Arche Noah“ am Strand in Sankt Peter Ording als Koch anstellen. De Lucas Wohnung ist ebenfalls in der Enge Straße 6.

„Astrid Schütt“ – die Legende
Die LKA-Beamtin Oppermann ist unter der Coveridentität „Astrid Schütt“ in der Szene aktiv gewesen und gab als ihr Geburtsdatum den 10.11.1984 an. Sie hat sich somit in ihrer Legende 3 Jahre jünger gemacht. Mit ihrem Rauhaardackel „Spike“ wohnte sie in einem anonymen Wohnhaus in der Holländischen Reihe 50 in Hamburg/Altona in einem Ein-Zimmer-Appartement. Die uns damals bekannte Mobilnummer lautete 0176/38959693, die mindestens bis Herbst 2015 noch aktiv war. Zu einem späteren Zeitpunkt hat sie einigen wenigen Menschen eine weitere Handynummer 0163/2363813 genannt, tatsächlich aber auch die andere Nummer parallel weiter genutzt.
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08.02.2011 11:05:54 von Astrid
Hallo!hab ne neue nr.: 01632363813 astrid
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Sie gab folgende Email-Adressen an: sardegna.libera@web.de, sardina@riseup.net. Unter ihrer Tarnidentität betrieb sie ein Facebookprofil unter dem Namen „Astrid Frisur“.
Sie erzählte, sie sei in Seesen im Harz bei ihrer Oma aufgewachsen. Den Kontakt zu ihren angeblich in der Nähe von Köln lebenden Eltern habe sie abgebrochen. Ihre Oma sei ihre wichtigste Bezugsperson. Hierbei soll es sich um Ilse Astrid Born handeln, die in der Wilhelm-Busch-Str. 22 in Seesen tatsächlich lebt und dort bis 2015 eine Frühstückspension und eine Dackelzucht betrieb. In Seesen will sie in einer Eisdiele ihren italienischen Freund kennengelernt haben, von dem sie seit 2012 erzählte. Zu mindestens zwei Gelegenheiten hat sie eine Person bei einem Treffen in der Kneipe „Fritz Bauch“ während ihres verdeckten Einsatzes gegenüber Genoss_innen als ihren italienischen Freund Guiseppe vorgestellt.
Sie sei seit langen Jahren ein Italienfan, habe zwischenzeitlich auch im Sommer auf Sardinien bzw. in Italien in einem Ressort gearbeitet und auch länger vor ihrer „Hamburg Zeit“ dort gelebt. Oppermann alias „Schütt“ sprach gut Italienisch.
Zu ihrer Arbeit gab sie an, in einer Werbeagentur in der Straße „An der Alster“ als Location-Scout tätig gewesen zu sein. Damit erklärte sie regelmäßige Abwesenheiten unterschiedlicher Dauer, da sie angeblich auch außerhalb Hamburgs entsprechend Orte für Recherchen bereisen müsste.
In den Jahren 2011/12 begann sie zunehmend ihre Unzufriedenheit mit der politischen Arbeit und ihrer beruflichen Situation zu äußern. Anfang 2013 teilte sie mit, sie plane Hamburg verlassen zu wollen und zunächst für ein halbes Jahr nach Italien zur Familie ihres Freundes zu gehen, um dort Kochen zu lernen und sich eine neue Perspektive aufzubauen. Ihren Job bei der Werbeagentur habe sie kurzfristig kündigen können und ihre Wohnung zunächst an eine Freundin untervermietet, um sich die Rückkehr-Option offen zu halten.

Einsatz als verdeckte Ermittlerin – Ihre Aktivitäten
2006 – Beginn in Bergedorf
Nach unserem bisherigen Kenntnisstand ist Oppermann/“Schütt“ Ende 2006 über das Café Flop in Bergedorf in der linken Szene aufgetaucht. Bei dem regelmäßig stattfindenden „Antifa Café“ knüpfte sie erste Kontakte und erkundigte sich, wie sie Teil von Strukturen werden kann. Zu dieser Zeit ließ sie sich in einem Afroshop Dreadlocks machen und wurde regelmäßiger Gast des „Antifa Cafés“. Im Rahmen einer politischen Auseinandersetzung teilte sich die Café Struktur, eine Fraktion verließ das Café Flop und bewegte sich nach Hamburg/Altona. Obwohl sich Oppermann innerhalb dieser Auseinandersetzung unbeteiligt zeigte, ging sie 2008 mit nach Altona und organisierte dort das ab Oktober regelmäßig stattfindende Antifa-Jugend-Café „Mafalda“ in der Klausstraße mit.
Im Frühjahr 2007 ist Oppermann bei Antifa-Mobilisierungen in Hamburg-Harburg aufgetaucht. Im gleichen Jahr hat sie auch an der Anti-ASEM Demo und den Gegenaktivitäten rund um den G8-Gipfel in Heiligendamm teilgenommen.
Bereits zu diesem Zeitpunkt kamen die ersten Verdächtigungen gegen Oppermann auf. Sie stellte damals auffallend viele Fragen und war in ihren Zusammenhängen mit Abstand die Älteste, was insbesondere im Rahmen des „Café Mafalda“ (Jugendcafé) auffällig war. Neben der Unklarheit über ihren Job wurden die Genoss_innen damals aufmerksam, weil Oppermann einen Tonfa bei sich zuhause herumliegen hatte und offensichtlich versiert in Kampfsport war, obwohl sie angab, kein Interesse daran zu haben. Diesen Unklarheiten wurde damals aber leider nicht ausreichend nachgegangen.
2008 versuchte Oppermann intensiv weitere Kontakte aufzubauen. Sie ist mit dem Anliegen „mitmachen zu wollen“ an unterschiedliche Zusammenhänge herangetreten z.B. an die Ultra Szene des FC St. Pauli.
2009 war sie dann in verschiedenen Aktionszusammenhängen aktiv, u.a. bei der Vorbereitung einer Hausbesetzung des „JesusCenter“ während des Schanzenfestes und den bereits erwähnten Gegenaktivitäten zum Klimagipfel in Kopenhagen. Oppermann begann sich regelmäßig und verbindlich auf dem Plenum der Roten Flora und der „Autonomen Vollversammlung Hamburg“ zu engagieren. Sie beteiligte sich sowohl aktiv an inhaltlichen Auseinandersetzungen als auch an praktischen Dingen wie Türschichten auf Wochenendveranstaltungen. Sie wurde über die Jahre Teil der sozialen/freundschaftlichen Kontakte im Projekt und gehörte unter anderem zu den regelmäßigen „Fritz Bauch“-Kneipenrunden nach dem Flora Plenum.
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06.10.2010 09:03:08 von Astrid
Hi:) was machst heute abend?zeit für’n getränk im bauch?so 19h?kannst XXX ja auch noch bescheid sagen:) glg
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11.02.2010 17:16:37 von Astrid
Hey:) treffe mich zw 18.30 u 19 m XXX im Bauch,falls Du auch Lust hast,würd mich freuen!Mir is zwar immer noch nicht gut,aber heute is Flora Pflicht;)
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Ende 2009 – Namensgeberin von „Nella Faccia“ (Ital. ins Gesicht)
Ende 2009 wurde Oppermann zur Mitbegründerin und Namensgeberin der Politgruppe „Nella Faccia“. Diese heute nicht mehr bestehende Gruppe verortete sich in der Antifa-/Antirepressionsarbeit. Hier bot sich der lange gesuchte Türöffner in die Hamburger linke Szene. Entscheidend hierbei war die relative Unerfahrenheit an politischer Organisation der gesamten Gruppenmitglieder. Nella Faccia bestand, mit Ausnahme von Oppermann, aus jungen Personen, die im Umgang mit Sicherheit in politischen Strukturen ungeübt waren. In diesem Kontext baute sie auch intensive freundschaftliche Kontakte auf und traf sich regelmäßig mit Genoss_innen „privat“. Dabei fiel auf, dass Oppermann häufig in ihre Wohnung in Hamburg/Altona einlud, jedoch -bis auf wenige Ausnahmen- nie die Wohnungen anderer Gruppenmitglieder betrat. Grundsätzlich setzte sie in der politischen Arbeit ihren Schwerpunkt auf das Besuchen von Plena und Vernetzungsveranstaltungen, weniger auf Aktionen an sich. Häufig sagte sie Termine wegen Migräne oder einer angeblichen Magenverstimmung ab.
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10.02.2010 17:46:20 von Astrid
Hey Schnucki;) ich muss Dich leider versetzen heute:( mir geht’s total scheiße,Kopf-u Bauchweh,darum bleib ich lieber zh!Bis morgen!Meld mich nachmittags nochmal!Schönen Abend trotzdem!lg
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Zwischen 2009 und 2013 war Oppermann unter anderem an folgenden Vorbereitungen und Aktionen als Mitglied der Gruppe „Nella Faccia“ beteiligt:
2010 :
Antirepressionswoche „Lost in Repression? Control yourself!“ mit abschließender Demonstration in Hamburg
Vorbereitung zu den Gegenaktivitäten zur Innenministerkonferenz in Hamburg
2012
Antifa-Kampagne „Landfriedensbruch“ in Tostedt
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“-Demo in Hamburg
Antifa-Jugendtage in Hamburg
Antifaaktivitäten gegen den „Tag der deutschen Zukunft“ in Hamburg,
Schutzstruktur beim Antifakonzert in Mölln
Nach unserem Kenntnisstand verfügte Oppermann über Schlüssel zum Café Flop, der Roten Flora und der Schwarzen Katze.
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09.01.2010 09:23:14 von Astrid
Hey,guten Morgen:) na,fit?Bei mir geht’s… komme morgen nicht m zum Spiel,aber 23.1. u 12.2. hab ich Zeit u Bock;) Wie is m 13.2. eigentl m Dresden?Wir fahren vermutl… so denn,wir hören wieder!Spätestens nä WE Treffen in der Absinthbar:) Meld mich die Tage!glG
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19.02.2010 18:39:11 von Astrid
Na,schon unterwegs?Viel Spaß nä… Ich hoffe,Du hast die CD weitergeleitet?Ich krieg mecker,wenn das Protokoll nicht in der nä Ausgabe abgedruckt wird!;) lg
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In der antirepressionsgruppe hamburg
Die antirepressionsgruppe hatte Astrid bei der Zusammenarbeit für eine Veranstaltungsreihe von Nella Faccia enger kenngelernt. Aber auch schon vorher wurde sie bei vielen Gelegenheiten in der Szene wahrgenommen, wurde oft irgendwo gesehen und war anscheinend engagiert und integriert.
Nach einigen Begegnungen zeigte Astrid sich häufiger unzufrieden mit ihrer Gruppe Nella Faccia und ließ sich nach anfänglichem Zögern überreden, auch bei der antirepressionsgruppe mitzumachen. Letztendlich hat sie ihre andere Gruppe aber nie ganz aufgegeben, sondern schien später wieder mehr dort mitzumachen. Der genaue Zeitpunkt kann nicht mehr bestimmt werden, aber spätestens ab Ende 2010 war sie in der antirepressionsgruppe dabei. Seit dem war die Beamtin Astrid Oppermann aktiver Teil aller Gruppendiskussionen und Aktivitäten. Damals arbeitete die antirepressionsgruppe zu vielen unterschiedlichen Themen: aktuelle Repressionsfälle und Prozessstrategien, Anquatschgeschichten oder einer Veranstaltung zur gesellschaftlichen Situation in Spanien. Die Treffen fanden zu Beginn im LIZ in der Karolinenstraße, und später in privaten Räumen statt. Möglicherweise hatte sie mit einem Schlüssel auch Zugang zu diesem Zentrum.
Astrid hat – im Gegensatz zu ihrem Verhalten bei anderen Zusammenhängen – alle Privatwohnungen der Gruppenmitglieder betreten, sowohl zu Treffen als auch bei anderen Gelegenheiten.
A. Oppermann machte gemeinsam mit der Gruppe bei der Organisierung der autonomen Vollversammlung (AVV) Hamburg mit und hatte auch die Zugangsdaten zur Blogseite der AVV. Sie nahm an der Vorbereitung und Textproduktion für den Kongress für autonome Politik, der vom 17.-19.06.2011 in Köln stattfand, ebenso intensiv teil, wie in der Zusammenfassung und Nachbereitung der Ergebnisse.
Die antirepressionsgruppe selbst hat sich stets verbal positiv auf Militanz bezogen, sprach über die Militanzdebatte und arbeitete an einem Artikel für die Interim. Auch bei diesen Diskussionen, sowohl bei der AVV als auch dem Autonomie-Kongress in Köln, ging es schwerpunktmäßig um Militanz. Astrid Oppermann beteiligte sich aktiv an dieser Gruppenarbeit.
Im Zusammenhang mit der VE Iris Plate (Die Ende 2014 enttarnte VE Iris Plate wurde bereits 2004 verdächtigt und in einem viel kritisierten Umgang vermeintlich unfair behandelt.) arbeiteten die Gruppe mit Astrid an Ideen für eine Broschüre, die umfassend auf das Thema „Zuträger_innen“ eingehen sollte. Sie zeigte sich sehr interessiert an den Materialien über Steinmetz1, die in einer Wohnung im Regal standen und hat sich die unveröffentlichten Texte sowie Bücher auch ausgeliehen.
Die Gruppe nahm zudem an den Überlegungen zum Schanzenfest teil. Während dieser innerhalb der Hamburger linken Szene mit sehr konträren Meinungen geführten Debatte hat sie Vorschläge für die nächsten Viertel-Feste erarbeitet.
Bei einer Plakatier-Aktion war sie zum Schmiere-Stehen eingeteilt, zeigte sich aber deutlich desinteressiert. So traf sie eine Bekannte und verquatschte sich, wodurch sie zwischenzeitlich für den Rest der Gruppe einfach weg war. Solchen laxen Umgang zeigte sie in einigen Bereichen, in denen sie sich nicht an Absprachen gehalten hat. Trotz mehrmaligen Aufforderungen und Hinweisen, das zu lassen, kam so etwas weiterhin regelmäßig vor.
Bei Treffen hat A. Oppermann stets viel mitgeschrieben und sich meist zum Protokoll führen bereit erklärt. Sie begründete das mit einem schlechten Gedächtnis.
Grundsätzlich zeigte Astrid sich sehr gesellig. 2012 wurde sie in ein Fusion-Team aufgenommen. Mit täglich 12-14 Stunden-Schichten ist das eine ordentliche Extra-Arbeit für eine Polizistin. Bemerkenswert waren bei dem Job ihr resoluter Umgang und ihr bestimmtes Auftreten im Zurechtweisen von Leuten.
Als sich die antirepressionsgruppe zunehmend auflöste, traf Oppermann sich privat mit einzelnen weiter, führte teilweise intensive persönliche Gespräche und lernte dabei auch Menschen aus deren persönlichen Umfeld kennen.
Im Nachhinein betrachtet schienen mit Oppermanns Eintritt in die Gruppe Observierungen gegen diese spürbar weniger gelaufen zu sein. Das lässt u.a. aus den Erkenntnissen von nachträglich bekannt gewordenen Telekommunikationsüberwachungen und den offensichtlichen Observationen im Zusammenhang mit der Innenministerkonferenz in Hamburg ableiten.

Zweiter Verdacht – Das Cover hat gehalten
Zu einer Konfrontation mit dem Spitzelvorwurf kam es, weil einzelne Leute aus dem Umfeld der antirepressionsgruppe skeptisch waren und einen Verdacht hatten. Dieser Vorbehalt entstand aufgrund widersprüchlicher Äußerungen von Astrid Oppermann und wurde an die antirep-Gruppe mit dem Hinweis herangetragen, das aufzuklären. Zwar teilte diese die Einschätzung nicht, startete jedoch gezwungenermaßen eine Recherche.
So wurde die Adresse der von Astrid benannten Oma überprüft. Bei einem Ausflug nach Seesen bestätigten sich die Beschreibungen von Oppermann. Sie hatte allerdings auch vorher angeboten, dass die Gruppe mal ein Wochenendtreffen bei ihrer Oma machen könnte. Somit überraschte es kaum, dass die Angaben zutrafen.
Die Herangehensweise der antirepressionsgruppe an die Recherche war zum einen davon bestimmt, dass der Verdacht zu beliebig empfunden wurde und die Gruppe ihn nicht nachvollziehen konnte. Die Gruppe selbst hatte ja Astrid quasi überredet mitzumachen und zu dem Zeitpunkt kannte sie Astrid bereits aus verschiedenen Bereichen. Zudem herrschte eine Abneigung gegen Vorverurteilungen, wie sie von Seiten der linken Szene schnell Leuten entgegengebracht werden, die nicht einer vermeintlich linken Norm entsprechen.
Eine Person aus der Gruppe war damals in die Auseinandersetzung um Iris Plate involviert gewesen, die nach dem damaligen Stand noch als „falsche Verdächtigung“ galt. Eine Konsequenz daraus war, Astrid nicht haltlos mit einem Verdacht zu konfrontieren.
Als jedoch kein Weiterkommen war, ohne eine deutlich intensivere und zeitraubende Recherche zu starten, verabredeten sich zwei Leute im Sommer 2012 mit Astrid. Ziel war ihr von dem Verdacht zu erzählen und gemeinsam zu überlegen, wie der Vorwurf zu entkräften sei. Der Gruppe war sozusagen an einem Schutz vor Misstrauen, sowie einem fairen Umgang mit vagen Verdächtigungen gelegen. Auf die Konfrontation reagierte Oppermann erst pampig und trotzig und doch zugleich sehr souverän. Sie stritt den Vorwurf ab und zeigte sich überrascht, wie es dazu gekommen sei. Sie bot an, dass Leute ihre Arbeitsstelle besuchen; sie zeigte ihren Personalausweis und wollte auch Kontoauszüge vorlegen.
Bereits in der Zeit vor dieser Konfrontation dünnte sich die antirepressionsgruppe aus verschiedenen anderen Gründen personell mehr und mehr aus. Auch Astrid blieb den Treffen zunehmend fern und schien wieder intensiver bei Nella Faccia unterwegs zu sein. Noch häufiger als vorher meldete sie sich kurzfristig ab (das kam nicht selten vor, ihre Begründungen waren, wie oben erwähnt, oft Migräneanfälle) und erzählte, dass sie nicht mehr so viel Lust auf die antirepressionsgruppe hätte. Im Oktober 2012 sprach Oppermann der Gruppe gegenüber das erste Mal davon, dass sie nach Italien gehen wolle. Zwar hat ihre plötzliche Abreise im April/Mai 2013 die meisten dann doch überrascht, aber gegenüber zwei Personen, denen sie in der Gruppe persönlich näher stand, hatte sie sich sehr abgegessen gezeigt. So schien auch dies keine unschlüssige Reaktion zu sein.
Die Recherche lief noch eine Weile weiter, jedoch wenig intensiv. Erst nachdem eine Person Astrid in Italien besucht hatte, setzte sich die Gruppe wieder mit dem Verdacht auseinander. Erst dann, auch in Diskussionen mit anderen, wurde erkannt, dass weitere Recherche notwendig sei, zumal in der Zwischenzeit die Geschichten um Iris Plate und später Maria Böhmichen öffentlich geworden waren und die Parallelen aller drei Fälle offensichtlich waren.

Ihre Aufgaben als verdeckte Ermittler_in
Wir gehen davon aus, dass Oppermann, ähnlich wie die vorher eingesetzte LKA-Beamtin Plate als sogenannte Beamtin für Lageaufklärung (BfL) aber auch auf Grundlage des § 12 PolDVG zur angeblichen Gefahrenabwehr eingesetzt war. Wir gehen weiterhin davon aus dass sie auch als verdeckte Ermittlerin auf Grundlage der StPO agierte. Sie war wahrscheinlich diesbezüglich u.a. zur Aufklärung des Brandanschlags auf Einsatzfahrzeuge der Polizei vor der Wache 16 im November 2009 eingesetzt.
Von uns noch zu untersuchen und zu bewerten ist die Tatsache, dass sie einige Menschen offensiv in ihren Wohnungen aufgesucht hat und dies bei anderen sehr vermieden hat. Lassen sich z.B. daraus Rückschlüsse auf bestimmte Zielpersonen ziehen? An dieser Stelle wird auch auf den Exkurs zu verdeckte Ermittler_innen der Polizei Hamburg auf dem Blog verdeckteermittler.blogsport.de hingewiesen.

Besonderheiten der Legendenbildung
Das Hamburger LKA hat bei der Legende der Polizeibeamtin Astrid Oppermann im Gegensatz zu den in Hamburg bereits enttarnten verdeckten Ermittler_innen „Maria“ und „Iris“ mit anderen Strategien gearbeitet. Für Oppermann alias „Schütt“ wurden gezielt Elementen ihrer Realbiografie in die Legende mit eingebaut. So hat sie ihren Rauhaardackel „Spike“ auch noch nach ihrem „Ausstieg“ im Oktober 2014 besessen, denn sie wurde in Begleitung dieses Hundes und einer unbekannten Frau in Hamburg/Altona gesehen. Ihrer Legende nach habe sie den Dackel aus der Zucht ihrer „Oma“. Die in Seesen tatsächlich wohnende Ilse Born wirbt ihrerseits mit einer Dackelzucht.
Ihre Vorliebe für Italien schien nicht nur aufgrund ihrer Italienischkenntnisse glaubwürdig, auch ließ sie sich während ihres Einsatzes ein rückenfüllendes Tattoo stechen, das die Fahne der Autonomiebewegung Sardiniens darstellte.
Weiterhin hat Oppermann offenbar Personen aus ihrer Realbiografie als Freund_innen oder Beziehungspartner vorgestellt. Hier sind neben dem bereits genannten Freund Giuseppe de Luca noch eine als „unpolitisch“ vorgesellte Tanja Laubenstein zu erwähnen. Laubenstein war mindestens zwei Mal als Begleitung von Oppermann mit Genoss_innen in linken Locations feiern und ist noch immer mit ihr befreundet.
Auch mit ihrem angeblichen Arbeitsplatz in einer Werbeagentur ist Oppermann „offensiv“ umgegangen. Während in der Vergangenheit Angaben zur beruflichen Tätigkeit der Coverbeamt_innen oftmals vage waren, bot Oppermann an, über ihre (Cover-)Anstellung auch Bescheinigungen für Bewerbungsnachweise für das Jobcenter besorgen zu können. Das barg zumindest das Risiko, dass bei einer direkten Nachfrage bei der Werbeagentur Argwohn geschöpft hätte werden können. Oppermann hat in mindestens einem Fall durch Küssen mit einem Genossen versucht, eine durch persönliche Beziehung vermittelte Verbundenheit mit „wichtigen“ Akteuren politischer Strukturen zu suggerieren. Ihr Ziel war es offenbar, damit politisches Vertrauen bei anderen zu gewinnen.
In einem anderen Fall hat sie eine Person, die sich von den politischen Strukturen innerlich zu distanzieren begann, aktiv in dieser Haltung versucht zu bestärken.
Bestehen bleibt, dass das LKA Hamburg offensichtlich versuchte, die Legenden ihrer verdeckten Ermittler_innen recherchesicherer als in der Vergangenheit zu konstruieren. So hat im Sommer 2015 eine in der Frühstückspension angetroffene „Ilse Born“ auf Nachfrage angegeben, derzeit keinen Kontakt mehr zu ihrer „Enkelin Astrid“ zu haben. Sie konnte dementsprechend keine Auskunft über Ihren derzeitigen Aufenthaltsort geben (zur Erinnerung: „Ilse Born“ soll die Oma von „Astrid Schütt“ sein, der angeblich einzigen und wichtigsten familiären Bezugsperson nach einem Bruch mit den Eltern).

Nach-Legendierung in Italien
Nach dem Verschwinden von Oppermann bestand zunächst noch sporadischer Mailverkehr, der jedoch zunehmend weniger wurde. Als zum Herbst 2013 Besuch in Italien ankündigt wurde, stellte sie die Kommunikation nahezu komplett ein. Kurz vor dem eigentlichen Treffen teilte Oppermann dann mit, sie habe wenig Zeit für gemeinsame Unternehmungen. In einer der letzten Mails gab sie an, in welchem Restaurant sie angeblich ihre Ausbildung mache und dass man sich dort treffen könne.
Astrid Oppermann nannte das Restaurant „La Stua Vignacastrisi“, zu dem sie auch bis heute Kontakt unterhält. Ob es tatsächlich von der Schwester ihres Freundes geführt wird, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Mit ihrem Besuch traf Astrid Oppermann sich dort nur für eine Stunde im Beisein ihres angeblichen Freundes. Sie habe wenig Zeit, denn sie beide würden am nächsten Tag nach Sardinien fliegen, um sich dort nach einem eigenen Restaurant umzusehen.
Es ist davon auszugehen, dass Oppermann ausschließlich zur Aufrechterhaltung ihrer Legende in das Lokal, vielleicht sogar nach Italien gereist ist.

Was bleibt?
Betrachten wir die Tätigkeit von Astrid Oppermann in der linken Szene, fällt eins besonders ins Auge: Sie hat sich mit großer Sicherheit bewegt. Trotz einer ausgesprochenen Verdächtigung verließ sie die Szene nicht, bzw. wurde nicht abberufen. Dies resultiert sicherlich auch aus den Erfahrungen der Polizei mit Iris Plate. Das Risiko, wirklich enttarnt zu werden, schien von ihr und ihren Vorgesetzten nicht hoch eingeschätzt worden zu sein. Vielleicht waren ihnen die zu erwartenden Konsequenzen auch egal: Wenn eine Beamtin aufgeflogen wäre, hätten die Verantwortlichen immer noch die andere gut positioniert gehabt. Bis zur Enttarnung von Iris Plate war es in Hamburg nicht üblich, dass verdeckte Ermittler_innen mit Konsequenzen wie z.B. der Veröffentlichung von Privatadressen oder anderer persönlicher Daten zu rechnen hatten.
Die Behörden stuften die individuelle Gefahr für verdeckte Ermittler_innen im Einsatz offensichtlich nicht hoch ein: Eine Besonderheit bei Astrid Oppermann war, dass sie ihren Freund Guiseppe und Freundinnen „mal mitgebracht“ hat. Diese Vermischung ihres Privatlebens mit ihrem Auftrag ist außergewöhnlich! Astrid und alle, die sie in ihrem Einsatz gedeckt haben und damit dafür sorgten, dass ihr Cover hielt, müssen das reale Risiko für sich und ihre Daten sehen, die wir jetzt mit veröffentlich haben. Astrid hat, ob mit oder ohne Wissen ihrer Führungsbeamten, private Personen ihres richtigen Umfeldes gefährdet.
Weiterhin ist die engagierte Nachlegendierung auffällig: Um eine Genossin, die in Italien „Astrid Schütt“ besuchen will, nicht argwöhnisch werden zu lassen, fliegt sie Monate nach Beendigung ihres Einsatzes nach Italien, um diese dort abzuwimmeln.
Da wir davon ausgehen, dass Oppermann die Nachfolgerin von Plate ist, nehmen wir an, dass auch hier zu Beginn ihres Einsatzes ebenfalls mit der widerrechtlichen Konstruktion von BfL, parallel zum Einsatz als VE, gearbeitet wurde. Auch hier wurde die Beamtin mit ihrer Legende zuerst vermutlich als BfL*in aufgebaut, die dann praktischerweise für konkrete Ermittlungsinteressen vorbereitet sind.
Vermutlich war sie als verdeckte Ermittlerin nach §110 StPO eingesetzt. Für diesen Einsatz zur Strafverfolgung spricht auf jeden Fall die gezielte Anbahnung persönlicher Kontakte zu bestimmten Einzelpersonen. Diesen Personen hat sie eine andere Telefonnummer gegeben als den meisten anderen. Ihre Gruppenwechsel und ihre politischen Interessenwechsel bleiben dabei unklar, sie können sowohl für Lageaufklärung wie auch für die Strafverfolgung stehen.
Astrid Oppermanns Mitwirkung an Debatten zu linksradikaler Militanz sind nicht beispiellos, so hatte sich schon 2005 das BKA in der Interim 611 unter dem Pseudonym „Die zwei aus der Muppetshow“ an der damals laufenden bundesweiten Militanzdebatte beteiligt. Vermutlich wollte A. Oppermann mit eigener reger Beteiligung andere Gruppenmitglieder dazu animieren, ihre Einstellung zu dem Thema offen vorzubringen, darüber hinaus konnte sie Bemerkungen und Hintergrundwissen zu militanten Aktionen sammeln.
Astrid hat sich ebenso wie die beiden anderen verdeckten Ermittler_innen Plate und Böhmichen ihre Glaubwürdigkeit langfristig über Jahre erarbeitet. Sie ist auch tief in unsere Strukturen eingetaucht und erschreckenderweise haben zeitweise zwei VE auf demselben Plenum gesessen. Wie bereits die Vergangenheit gezeigt hat, sind immer mehrere VE in unseren Strukturen unterwegs.

Für uns ergeben sich daraus einige Fragen, die sich wohl bereits von der Recherchegruppe zu Plate gestellt wurden. Wie kann die Szene einen Umgang damit finden, dass jetzt die dritte VE, innerhalb der letzten zwei Jahre enttarnt wurde? Sie wird nicht die letzte enttarnte VE bleiben!
Wie finden wir für uns in der Szene den Balanceakt zwischen der gewollten Offenheit und gleichzeitig dem Schutz unserer Strukturen? Dazu kommt für jene Menschen, die mit den VE näher bekannt oder gar befreundet waren, die Erfahrung des persönlichen Vertrauensbruchs hinzu.
Alle drei VE’s fanden ihren Weg in die Szene über offenen Strukturen, Oppermann über das Antifa Café Bergedorf, Plate über das Café Niemandsland und Böhmichen über das Antira Café. Alle drei haben sich ihre Glaubwürdigkeit langfristig erarbeitet. Offene Strukturen sind sinnvoll und gut als Anlaufpunkt für neue Leute. Jedoch muss unser Fokus in Zukunft auf genau diesen Übergang gelegt werden. Menschen, die geschlossene Gruppen gründen, sollten sich möglichst ohne Paranoia fragen, mit wem sie eine Gruppe gründen. Kennt ihr euch schon länger, wenn nicht lernt euch kennen. Wenn ihr wegen jemandem ein komisches Gefühl habt, nehmt es ernst. Aber: Nur wegen einem komischen Gefühl muss jemand nicht direkt Bulle sein. Dazu kommt: überlegt was ihr mit wem macht. Das Interesse aneinander ist der beste Schutz für unsere Strukturen.
Uns ist bewusst, dass die Gegenseite mit jeder Veröffentlichung dazu lernt. Uns ist es dennoch wichtig, (Handlungs-)Wissen zu vermitteln, denn auch das schützt. Auch wenn die/der nächste VE sicherlich nicht mehr „ins Ausland“ gehen wird, sondern sich eine neue „originelle“ Geschichte für ihren Ausstieg wird überlegen müssen…

astridfrueher Astrid Oppermann in Ihrer Zeit als VE

 

Astrid1 Astrid Oppermann heute

 

Verdeckte_r Ermittler_in (VE) mit oder ohne konkreten Ermittlungsauftrag oder Beobachter_in für Lageaufklärung – Wo sind die Unterschiede?
Verdeckte Ermittler_innen in konkreten Ermittlungsverfahren – mit oder ohne konkrete Zielpersonen werden durch ein Gericht zeitlich begrenzt eingesetzt. Sie dürfen/sollen personenbezogene Daten erheben, Wohnungen betreten und engere persönliche Beziehungen aufbauen (StPO §110).
Allerdings haben sie einen konkreten Ermittlungsauftrag. Dieser kann nicht sein, grundsätzliche Informationen über Bewegungen zu sammeln.
Präventivpolizeiliche VE dürfen/sollen zur „Gefahrenabwehr“ die Szene insgesamt ausspähen. Sie werden auf Antrag der Polizei durch die Staatsanwaltschaft für jeweils ein Jahr eingesetzt. Dieser Zeitraum kann von der Staatsanwaltschaft mehrfach um ein Jahr verlängert werden. Sie dürfen personenbezogene Daten erheben und grundsätzlich keine Wohnungen betreten, außer im Einzelfall zur Verhinderung einer Enttarnung (§12 PolDVG).
Bis vor kurzem gab es auch noch BfL. Ihre Aufgabe war es, allgemeine „Lageerkenntnisse“ zu sammeln z.B. über in der Szene geplante Großevents, Demos, Aktionen, etc. BfL dürfen keine personenbezogenen Daten erheben und grundsätzlich keine Wohnungen betreten, außer im Einzelfall zur Verhinderung einer Enttarnung.
Die Innenrevision der Hamburger Innenbehörde hat empfohlen, BfL abzuschaffen und sie nötigenfalls durch präventivpolizeiliche VE zu ersetzen. Diese Empfehlung war Teil eines ganzen Katalogs und der ehemalige Innensenator Neumann hat ausgesagt, die Empfehlungen komplett umgesetzt zu haben.